Der Bayreuther Casus entschwindet allmählich der öffentlichen Aufmerksamkeit. Der Bundespräsident und Griechenland halten alle in Atem. Die Europäer erinnern sich trotz schwacher Memorialkultur langsam an die Bedeutung des Ausdrucks graeca fides im mittelalterlichen Handelsverkehr, und den bundespräsidialen Geschäftchen, Schnäppchen, Ersparnissen, Nutznießungen etc. nachzuspüren, macht den Journalisten viel mehr Spaß als die mühsame Suche nach abgeschriebenen oder teilabgeschriebenen Sätzen.

Zumal das Verfahren mühsam ist und das Vollkörperplagiat doch sehr selten. Wo tralatizisches Gut eine Rolle spielt - etwa in der Jurisprudenz - wird die Sache zusätzlich schwierig. "Der Käufer hat den Kaufpreis zu zahlen", ein Satz der sich in einer Arbeit über Kaufrecht kaum vermeiden läßt, aber andererseits so wenig Variationen zuläßt, daß er mit Sicherheit in jeder Form mehrfach nachzuweisen ist. Außerdem ist der Täter weg und verbraucht, und bis er vielleicht wieder einmal auftaucht, muß das Publikum mit neuen Erregungen bei Laune gehalten werden.  Aber die Komödianten, die Kabarettisten, Herrschaftskritiker und Historiker haben naturgemäß noch ihren lang nachwirkenden Spass. So auch der Anonymus Theo-Ullrich Ludwig von Eichenbach, der, an von Guttenberg seine Divinationsgabe zu wetzen, nicht müde wird und mir eine deutlich erweiterte, vielleicht sogar verbesserte 2. Auflage zusendet, mit der Bitte sie ins Tagebuch zu nehmen. Was angesichts des Umstandes, daß der Text noch nicht zum opus magnum geronnen und die Löschung von Plagiarius II im elektronischen Tagebuch keine Scherereien mit sich bringt, gern gewährt sei.